Mittwoch, 11. August 2010

Déjà-vu-Erlebnisse und fast ein Totalschaden

"Wir bauen auf und reißen nieder... so hab'n wir Arbeit immer wieder". An diese Losung aus DDR-Zeiten fühlte ich mich gestern wegen einer Meldung aus der Brandenburger Landesregierung erinnert. Nebenbei: Ich habe diese Meldung im Autoradio gehört und wäre vor Lachen fast gegen einen Baum gefahren.

Konkret geht es um eine neue Glanzleistung unseres Infrastrukturministers Vogelsänger. Nachdem 15 Jahre lang ein großer Teil des Volkseigentums der DDR-Bürger rücksichtslos vernichtet wurde - das Programm nannte sich "Stadtumbau", wurde von der Bundesregierung gefördert und bestand darin, dass man die sogenannten Plattenbauten einfach abriß - soll nun in Brandenburg die Förderung vom Mietwohnungsbau wieder möglich sein. Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) stellt dafür 30 Millionen Euro zur Verfügung. Bis 2013 kann damit der Bau von rund 1000 Wohnungen unterstützt werden. Nach Jahren des Abrisses - seit der Jahrtausendwende wurden in Brandenburg fast 55.000 Wohnungen abgerissen - ist der Wohnraum knapper geworden. Dem soll begegnet werden. »Wir brauchen in moderatem Umfang wieder eine Neubauförderung.« so Vogelsänger. Vor allem haben unsere Politpfiffikusse wohl endlich festgestellt, dass vor allem bezahlbarer Wohnraum für die überwiegend einkommensschwachen Ossis fehlt.

Ich bedanke mich jedenfalls herzlich für gleich zwei Déjà-vu-Erlebnisse: Hat sich doch wieder bestätigt, dass man 55.000 Wohnungen abreißen musste, weil die DDR zutiefst bankrott war. Und dass Politiker im Allgemeinen und in Brandenburg im Besonderen völlige Idioten sind...

4 Kommentare:

  1. Freut mich zu hören, daß Du bei dieser meldung nicht vor einen baum gefahren bist. Wäre schade gewesen.

    Humor ist, wenn man trotzdem lacht - in Berlin wurden, soweit ich das überschaue, auch in den 90er jahren schon mit staatlicher förderung einerseits plattenbauten abgerissen und andererseits von westlichen planern plattenbauten in den osten getragen. Der »ossi« ist für den industriellen wohnungsbau schließlich zu dumm und muß erst einmal gezeigt bekommen, wie man das macht.

    Darum, bezahlbaren wohnraum zu schaffen (für wen auch immer, im westen läuft das meist kaum anders), geht es nicht. Es geht ausschließlich um kapitalinteressen. Und nebenher um den »sozialen« anstrich des arbeitsplätzeschaffens. Aus der arbeit, die da verrichtet wird, werden gewinne gezogen, egal ob die menschen, die zur arbeit genötigt werden die häuser nun ab- oder aufbauen.

    Vielleicht sollte man darüber nachdenken, den Reichstag abzureißen. Die BRD ist schließlich bankrott und der unterhalt eindeutig zu teuer!

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  2. @Frank: Zu diesem Thema verweise auch ich nach dem kurz und scharfen Beitrag von Freundin Mechtild Mühlstein „ Plattenbau in den Osten tragen“. Die Prägnanz und Berliner Schnauze womit sie sich ausdrückt begeistern mich immer wieder.
    Aus meine flämische Sommerfrische,
    Nadja

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  3. grins, Frank, erstmal gut, daß Du den Baum verfehlt hast, tztz, Du machst Sachen.
    Diese Losung ist hier in Mainz inzwischen zu meinem absoluten Schlagwort geworden, der Inhalt also zumindest dem Sozialismus nicht systemimmanent. Was hier alles aufgebaut und niedergerissen wird, geht auf keine Kuhhaut. Lieben Gruß, Jeanette

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  4. ach, schmunzel, wenn bei Euch wieder Wohnraumförderung modern wird...ich brauche noch einen Arbeitsplatz in der S-Ban-Nähe von Berlin und mit Wohnraumförderung kenne ich mich ja bekanntlich aus :-).

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