Einer der heutigen Berufsaufarbeiter der DDR-Geschichte liess neulich verlautbaren, dass die Mehrzahl der DDR-Bürger nur in acht Länder der Welt reisen durfte. Nun fühlte ich mich durchaus auch manchmal eingesperrt, vor allem wenn z.B. in Hannover die "biotechnica" anfing und ich dort aus beruflichem Interesse so gern ein paar Messestände angesehen hätte. Die schlimmste Auswirkung dieses Eingesperrtseins zeigte sich allerdings erst nach der Wende. Da wussten wir kaum etwas über das wirkliche Leben in der BRD und so konnten Kohl und Konsorten die ahnungslosen Ossis wunderbar über den Löffel balbieren.
Trotzdem ist mir die Angelegenheit mit den acht Ländern nicht so einfach aus dem Kopf gegangen. Mir fallen auf Anhieb zwei Fragen ein, die wohl unter anderen auch zu einer objektiven Geschichtsbetrachtung gehören würden:
- Wieviel Prozent der ehemaligen DDR-Bürger sind wirklich in allen acht erreichbaren Reiseländern gewesen?
- Wieviel Prozent der Ostdeutschen sind denn nach der Wende in mehr als acht Reiseländern gewesen ?
Foto: Antrag stellen (Dr. Klaus-Uwe Gerhardt, www.pixelio.de)
Ich habe heute mal nachgezählt, ich war bis 1989 in vier Ländern, die nicht DDR hießen, einmal Schüleraustausch Moskau, Ferienlager Polen, Urlaub Pec/Budapest und die üblichen Kurzreisen nach Karlovy Vari und Prag. Seit 1990 war ich auch in vier Ländern, die nicht BRD heißen, Urlaube in den Niederlande und Griechenland, Kurzbesuche in Österreich und Schweden. Zu mehr außerdeutschem Urlaub fehlte mir zu beiden Zeiten das Kleingeld. Einen Unterschied gibts aber doch. In den Jahren vor 1989 war ich jedes Jahr einmal im Urlaub in der DDR, in Kinderjahren neben dem Urlaub auch noch Ferienlager usw. usf. Jedenfalls habe ich so meine Heimat kennengelernt. Seitdem sind allerdings Urlaube rarer geworden, es gab sie auch in deutschen Landen, Bayern und das Emsland sind da zu nennen, aber sehr oft bin ich einfach doch zu Hause geblieben, weil es auch für einen Urlaub mit Kindern in der BRD nicht reichte. Und froh muß ich wohl erst recht sein, daß meine Kinder keine Ferienlagerfans waren, sondern lieber zu Oma und Opa wollten.
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