Mittwoch, 13. Mai 2009

Heute schon wieder mit Medienschelte

Das ZDF startete in dieser Woche ein gigantisches Opus auf die Bundesrepublik Deutschland. In "Baby Bundesrepublik" werden die Gründung und die ersten Jahre des westdeutschen Separatstaates abgehandelt. Schon der Vorschautrailer ist beeindruckend bombastisch und verlockt nur den Hurrapatrioten zum Ansehen. Da werden wieder einmal die üblichen Mumien wie Schmidt-Schnauze oder Genscher, Verzeihung: natürlich die außerordentlich erfolgreichen Macher dieses Staates, in dem sich seit 60 Jahre wirklich alles bis zum Verfall bewährt hat, mit ihren wichtigen Meinungen vor die Kamera gestellt. Es sind die ewig gleichen Leute, die sich als Sieger der Geschichte aufführen, die aber in Wahrheit nur übrig geblieben sind.

Gleich der Anfang des Filmchens suggeriert, dass man sich in der Bundesrepublik Deutschland von Anfang an hart mit der deutschen Geschichte auseinandergesetzt hat. Da stürzt nämlich ein riesiger steinerner Nazi-Adler mit dem Hakenkreuz in den Krallen von einem Portal herab. Ein Neuanfang nach dem von Hitlerdeutschland angefangenen Weltkrieg, den Millionen Erschlagenen in den KZs, den Massenmorden an den deutschen und europäischen Juden, den Euthanasie-Toten, den 60 Millionen Kriegstoten, den verhungerten sowjetischen Kriegsgefangenen, der verbrannten Erde überall in Europa und auch in Deutschland ? Mitnichten. Bereits 1947 begann man im beginnenden Kalten Krieg mit der Restauration der alten Machtverhältnisse und mit dem Ausbau der Bundesrepublik Deutschland zur Speerspitze gegen den sowjetisch besetzten Teil Europas und damit gegen die sich dort abzeichnende sozialistische Entwicklung. Dazu brauchte man natürlich bewährtes Fachpersonal aus Verwaltung, Justiz, Polizei, Geheimdienst und Wehrmacht. Von den tausenden Beispielen, wie schwer-und schwerstbelastete Nazis in Schlüsselpostionen des "Babys Bundesrepublik" aufrückten, seinen hier nur einige genannt:
  • General Gehlen, vorher: Chef von Hitlers Spionageorganisation "Fremde Heere Ost", nachher: Aufbau und Führung des BND;
  • Dr. Hans Maria Globke, vorher: "Judenreferent" u.a. unter Reichsführer SS Himmler und Autor der Kommentare zur Rassengesetzgebung, nachher: Staatssekretär im Kanzleramt unter Adenauer;
  • Kurt-Georg Kiesinger, vorher: Verbindungsmann zwischen Nazi-Außen-und Progandaministerium, Aufsichtsratsmitgleid von Rundfunkgesellschaften in den besetzten Gebieten, nachher: Bundeskanzler;
  • Theodor Maunz, vorher: Verfasser des Buches "Gestalt und Recht der Polizei", das die Sonderrechte der Gestapo begründete, nachher: 7 Jahre lang bayerischer Kultusminister;
  • Friedrich Karl Vialon, vorher: Regierungsdirektor und Leiter der Finanzabteilung "Reichskommissar Ostland" und in dieser Funktion für die Ausplünderung der versklavten Juden und die Verwertung jüdischen Eigentums einschließlich der Grabsteine ihrer Vorfahren verantwortlich; nachher: Staatssektretär im Bundesfinanzministerium und später im Bundeskanzleramt (bis 1966);
  • Theodor Oberländer , vorher: 1923 Teilnahme am gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putsch, Mitglied der Schwarzen Reichswehr, sein Verband war der „Bund Oberland“, der ab 1921 den Kern der Sturmabteilung (SA) in Bayern bildete, Obersturmbannführer (ein SA- und SS- Dienstgrad, vergleichbar einem militärischen Rang als Oberstleutnant) der SA, betrieb sogenannte Ostforschung, die der SS im Zweiten Weltkrieg als Legitimation für grausame Umsiedlungsaktionen und andere Verbrechen diente, als Ukraine-Referent des Oberkommandos der Wehrmacht Berater des Führers der Legion Ukrainischer Nationalisten; dessen Bataillon „Nachtigall“ war 1941 maßgeblich am Massaker an den Lemberger Professoren beteiligt, später u.a. Verbindungsoffizier im Stab der so genannten Russischen Befreiungsarmee unter dem Verräter Wlassow; nachher Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte.
  • Hans Krüger, vorher: Richter an einem Sondergericht im besetzten Polen und NSDAP-Ortsgruppenleiter; nachher: Nachfolger Oberländers als Bundesvertriebenminister;
  • Wolfgang Fränkel; vorher: Sachbearbeiter bei der Reichsanwaltschaft, der obersten Anklagebehörde der Nazis, Spezialist für die Umwandlung "zu milder" Sondergerichtsurteile in Todesurteile, nachher: Bundesanwalt, ab 1962 Generalbundesanwalt;
  • Carl Kirchner, vorher: Vorgesetzter von Fränkel bei der Reichsanwaltschaft, nachher: ab 1950 Bundesrichter in Karlsruhe;
  • Bernhard Wehner; vorher: Organisator der Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener im KZ Buchenwald, nachher: Leiter des LKA von NRW;
  • Hans Filbinger, vorher: Marinestabsrichter, verhängte noch am 11. Mai 1945 Todesurteile wegen Fahnenflucht; nachher: CDU-Ministerpräsident von BW;
  • Heinrich Lübke, vorher: Architekt für KZ-Baracken, wegen Unterschlagung bei den Nazis eingesperrt, fälschte diese kriminelle Vergangenheit in eine politische Verfolgung um,nachher: Bundespräsident der BRD.
  • die Hitler-Generale Speidel und Heusinger waren die ersten Befehlshaber der Bundeswehr.
Eine vollständige Liste mit ehemaligen Nazigrößen und NS-Verbrechern, die im "Baby Bundesrepublik" sofort nach dem Krieg Karriere machen durften, würde wahrscheinlich einige Internet-Server sprengen. Das ZDF wird wohl auch aus Platzgründen auf die vielen Namen verzichtet haben. Vergessen wir dabei nicht, dass die Nachfolger dieser Strolche uns ständig irgendwelches Zeug vom Unrechtsstaat DDR erzählen. Also, mein Staat ist dieses "Baby Bundesrepublik" jedenfalls nicht. Und ihre verlogenen Feiertage sollen die Nazis und ihre verlogenen Nachfolger man alleine feiern...

2 Kommentare:

  1. Vielleicht sollten wir dem ZDF das "Braunbuch" senden, die können sich das sogar bei mir abholen, die 13 km werden ja zu überwinden sein.
    Danke für den schönen Nachmittag und Gruß an M.

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  2. Am 2. Juli 1965 präsentierte der für die Aufarbeitung der Nazi- und Kriegsverbrechen und für Propaganda zuständige DDR-Politiker Albert Norden der Weltpresse ein Braunbuch, das die SS-Dienstränge und NS-Parteiämter von 1.800 Wirtschaftsführern, Politikern und führenden Beamten der Bundesrepublik Deutschland auflistete. Einige der Angaben waren zusätzlich durch Faksimiles belastender Dokumente belegt.

    Das Buch wurde in der Bundesrepublik weitgehend als „kommunistisches Propagandawerk“ abgelehnt, eine weitere Auflage 1967 auf der Frankfurter Buchmesse skandalträchtig beschlagnahmt. Die Bundesregierung erklärte, die erhobenen Vorwürfe träfen nicht zu. Für die Beschuldigten hatte die Veröffentlichung vorerst keine Folgen.

    Spätere unabhängige Nachforschungen ergaben dann, dass die meisten Angaben zutrafen.

    Eine dritte Auflage erschien im Sommer 1968. Sie wurde im Jahre 2002 neu aufgelegt und im Internet als Volltext veröffentlicht. In einer Rezension von 2002 bezeichnete der Historiker Götz Aly das Buch zwar als „Propaganda“, betonte aber, dass die Irrtumsquote bei den Angaben deutlich unter einem Prozent gelegen habe.

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