In seiner Osterpredigt hat der Augsburger Bischof Walter Mixa die Nazi-Verbrechen als Beweis dafür aufgeführt, dass „praktizierender Atheismus“ unmenschlich sei. Auch heute würden durch „gottlose Verhaltensweisen“ weltweit Menschen wirtschaftlich und moralisch ausgebeutet. “Die Unmenschlichkeit des praktizierten Atheismus haben im vergangenen Jahrhundert die gottlosen Regime des Nationalsozialismus und des Kommunismus mit ihren Straflagern, ihrer Geheimpolizei und ihren Massenmorden in grausamer Weise bewiesen”, sagte der Augsburger Bischof. Immer seien in diesen Systemen die Christen und die Kirche besonders verfolgt worden.
Recht hat er, der Mann: Atheisten sind an allem Schuld ! Beginnend bei den Kreuzzügen wäre es auf der Welt viel ruhiger zugegangen, wenn nicht immer wieder Menschen an der Allmacht solcher Hetzer wie Mixa gezweifelt und vor allem den Kirchen freiwillig ihr Hab und Gut ausgehändigt hätten. Sogar die Indianer in Amerika hätten fast vollständig überlebt, wenn sie sich nicht so gegen den wahrhaften Glauben und vor allem gegen die Abgabe ihrer Besitztümer oder gar gegen die Ausbeutung durch die Spanier und andere europäische Einwanderer gesträubt hätten. Der Massenmord in Südamerika unter Anleitung der Pfaffen wäre gar nicht nötig gewesen. Der Dreißigjährige Krieg hätte nicht stattfinden müssen, wenn nicht dieser Luther plötzlich harte Konkurrenz gemacht hätte, die dem Papst so große finanzielle Einbußen brachte. Man hätte keine Ketzer und Hexen verbrennen müssen, dass Konkordat mit Hitler oder die stramm-braune Deutsche Evangelische Kirche wären nicht nötig gewesen und die armen Unterdrückten Angela Merkel, Wolfgang Thierse oder Dagmar Schipansky hätten in der DDR nicht studieren müssen. Ach ja, die haben ja nur aus Rache am SED-Regime studieren dürfen, weil Christen so unterdrückt wurden. Auch die Nazis haben ja nur Christen umgebracht, wie wir alle wissen. Vor allem in Italien und Spanien war die katholische Kirche unter Mussolini und Franco aber auch sowas von unterdrückt. Die Kirche (welche ist egal) müsste auch nicht immer wieder die Kanonen der jeweils eigenen Heere segnen. Das wäre alles nicht nötig gewesen, wenn nicht immer wieder solche furchtbaren Freidenker auftauchen würden, die die Ratschlüsse von Gottes Stellvertretern und ihrer Heerscharen - nebenbei: keiner von denen ist Gott oder kennt ihn persönlich, sie tun nur so - anzweifeln.
Spaß beiseite, zu den Fakten: Im Reichskonkordat, einem Vertrag zwischen der deutschen Naziregierung und dem Vatikan von 1933, sicherte der faschistische deutsche Staat der katholischen Kirche ihre angestammten Privilegien zu, die Katholiken enthielten sich daraufhin weitgehend von Kritik an der Politik und den Verbrechen der Nazis. Nicht von ungefähr stand auf den Koppelschlössern der mordbrennenden Wehrmachtssoldaten "Gott mit uns". Mixa will mit seiner Predigt den Anschein erwecken, die Gräuel des 3. Reiches waren nur durch den Atheismus möglich, übersieht dabei aber, dass Hitler bis zu seinem Tod Mitglied in der Römischen Katholischen Kirche war und Hermann Göring seine (2.) Frau 1935 im Kölner Dom ehelichte. Goebbels ging übrigens auf das Gymnasium der Armen Brüder vom Heiligen Franziskus, Stalin besuchte als Jugendlicher ein orthodoxes Tifliser Priesterseminar. Sind oder waren alle Franziskaner deshalb Nazis oder alle orthodoxen Christen Massenmörder ? Sicher nicht. So wie also offensichtlich nicht jeder Gläubige zum Mörder oder Demagogen wird, frisst nicht jeder Atheist jeden Morgen eine Nonne zum Frühstück, steckt Kirchen an oder vergewaltigt Chorknaben. Vor allem letzteres überlässt der Atheist gern den kircheneigenen Kräften.
So wie Walter Mixa heute als Militärbischof für die Bundeswehr zuständig ist, haben seine Vorgänger die Waffen gesegnet, mit denen deutsche Soldaten über ihre Glaubensbrüder in ganz Europa hergefallen sind. Mixa ist ein schlimmer Demagoge und geistiger Brandstifter.
Und es stößt besonders übel auf, dass ausgerechnet die Kirchen den bisher freiwilligen Lebenskundlichen Unterricht in der Bundeswehr durch ihre sogenannten Seelsorger gestalten dürfen und dass dieser Unterricht zukünftig für alle Soldaten zur Pflicht wird. Mixa dazu: "Die Seelsorger haben dann Zugang zu allen Soldaten, gleich welcher Konfession und Weltanschauung. Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Vermittlung und Grundlegung einer soldatischen Berufsethik, die in unserer christlich-abendländischen Tradition gründet."
Das meint der wohl tatsächlich Ernst? Potentielle Menschenschlächter und Mörder mit Berufsethik ? Eindeutiger und offener als mit diesem Zitat aus der Katholischen Kirchenzeitung der Diözese Augsburg vom 2.11.2008 hätte Militärbischof Mixa das Fazit der 53. Gesamtkonferenz der Militärseelsorger nicht auf den Punkt bringen können. Es geht einerseits um Missionierung unter Missachtung der Religionsfreiheit der Nichtreligiösen - immerhin 42 Prozent der Bundeswehrangehörigen sind konfessionslos - und andererseits um die Vermittlung einer Berufsauffassung in altbekannter christlicher Tradition. Da die NATO und damit auch die Bundeswehr seit 1992 nicht mehr als Verteidigungsbündnis, sondern als weltweit operierende Eingreif- und Angriffsarmee definiert ist, wird der Rückgriff auf die christlich-abendländische Tradition nur logisch: Welche andere Organisation als die katholische Kirche (aber nicht nur die) hat denn eine mehr als tausendjährige Erfahrung -siehe oben - im Führen von Angriffskriegen?Allerdings stimme ich Mixa bei den angesprochenen christlich-abendländischen Traditionen zu, von denen eine besonders wichtige kurzgefasst so lautet: Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag' ich dir den Schädel ein !
Das Ziel jedes denkenden Menschen kann daher nur sein: Weg mit Mixa, Schluss mit den Diffamierungen und den Missionierungsversuchen Andersdenkender, weg mit den kirchlichen Privilegien, Gleichbehandlung aller Weltanschauungen, konsequente Trennung von Staat und Kirche!
Quelle: Humanistischer Pressedienst/"Märkische Oderzeitung" vom 12.05.2008
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Dienstag, 12. Mai 2009
1 Kommentar:
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Naja, der Mixa ist alt und kann schon mal so einiges vergessen, und all das ist nämlich auch gar nicht schlimm, schließlich "... sind auch richtige Geschichtsfälscher unterwegs: Politiker der Linkspartei etwa, die leugnen, daß die DDR ein Unrechtsstaat war." Wolfgang Schäuble in der Bildam Sonntag vom 10.05.2009. He, das ist so ein bisserl Vergessen des Verquicktseins mit dem Faschismus nun wahrlich nicht wichtig.
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