Dienstag, 6. Januar 2009

Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer

Was macht man, wenn man auf das Land oder die Bodenschätze anderer Menschen scharf ist ? Zunächst einmal werden deren Lebensweise und ihre Kultur inklusive der Religion wahlweise als barbarisch/kommunistisch/terroristisch gekennzeichnet. Heutzutage bedient man sich dazu eines Trommelfeuers aller erdenklichen Medien, früher reichten dazu die Predigten irgendwelcher Pfaffen auf Jahrmärkten oder in den Kirchen. Wenn das dann im Bewußtsein der Öffentlichkeit genügend klar ist, fällt man einfach in das Land ein. Entweder beginnt man ganz harmlos, bietet der einheimischen Bevölkerung billigen Tand wie Glasperlen oder Westzeitungen im Tausch gegen Land oder z.B. Gold oder auch Öl. Oder man kommt gleich mit einer ganzen Flotte inklusive Armee. Wenn es mit dem friedlichen Erwerb der benötigten Waren oder Ländereien nicht klappt, jagt man die Ureinwohner einfach weg. Jetzt kann es vorkommen, dass die sich wehren. Es fliegt schon mal ein Tomahawk oder eine Siedlerfamilie, die sich z.B. auf dem Indianerland breit gemacht hat, wird massakriert. Natürlich stellt man jetzt fest, dass man recht hatte: Diese Ureinwohner sind einfach nur Barbaren und Terroristen, eben minderwertige oder gar keine Menschen, denn "richtige" Menschen handeln nicht so ! Auf das Tomahawk (das ist ein Kriegsbeil, keine US-amerikanische Rakete) der Aufständischen folgt eine Strafaktion mit Säbeln und Kanonen. Heutzutage holt man natürlich nicht mehr die Kavallerie, sondern die Luftwaffe. Die Ureinwohner werden "in die Steinzeit zurück gebombt" (Zitat General Curtis Emerson LeMay, US-Air Force) Dann treibt man sie erst einmal in Reservate und macht sie dort zum Beispiel mit Alkohol, Hunger, Perspektivlosigkeit oder typhusverseuchten Decken gefügig. Wenn das alles nicht hilft, fängt man mit den Strafmaßnahmen immer wieder von vorn an. Notfalls auch über eine lange, lange Zeit.

Und wer jetzt meint, dass diese Taktik nur in den Indianerkriegen und nur durch die USA angewendet wurde, hat in den letzten Tagen keine Zeitung gelesen. Denn diese Taktik klappt überall und wird kaum durchschaut. Jedenfalls nicht von treudoofen deutschen BundeskanzlerInnen...

3 Kommentare:

  1. Um nicht andauernd desinformiert zu sein über diesen grausamen Krieg gucke ich abwechselnd Al Jazeera International in Englisch.
    Da kommt einem das Heulen.
    Besonders regt mich auf, dass wir sowas nicht in unserer freien Presse sehen dürfen, und über den Zustand eines Skifahres ausführlich informiert werden.

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  2. Diesen herrlichen Kommentar des Tel Aviver Historikers Moshe Zuckermann möchte ich Euch nicht vorenthalten:
    --
    Hierzulande sind laute »Bravo!«-Rufe und andere Kriegseuphorie aus dem »Israel-solidarischen« Lager zu vernehmen. Was empfinden Sie als Israeli angesichts dieses deutschen Freudentanzes?
    Den Ekel, den ich schon immer empfunden habe, wenn sich der furor teutonicus aus der Ferne am Opferleid von anderen ergötzt hat. Mit Israel-Solidarität hat das gar nichts zu tun. Unter gewandelten historischen Umständen werden sich diese Tanzfreudigen am Untergang von Juden genauso delektieren. Sie verkörpern all das, was man sich klischierterweise als Deutsche vorstellt – sie sind eben die deutschesten aller Deutschen.
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    Ich finde da stehen unsere stets kriegsbegeisterten, deutschen Politiker im richtigen Licht.

    Das vollständige Interview gibt's übrigens hier.

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  3. Gaza: Der böse, böse Nachbar ist noch ein sehr guter Artikel über den ich gestolpert bin.

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